Unter dem Begriff Nabelbruch (Hernie umbilicalis) versteht man einen Durchtritt der Baucheingeweiden durch eine Bauchwandlücke im Bereich des Nabels. Tritt ein Nabelbruch als Krankheitszeichen einer Erkrankung im Bauchraum in Erscheinung, bezeichnet der Mediziner ihn auch als symptomatische Hernie.
Ursachen:
Hernien liegt eine Bauchwandschwäche zugrunde. Werden die Muskeln der Bauchwand z.B. im Rahmen der Bauchpresse angespannt, erhöht sich der Druck im Bauchraum, so dass die Bauchorgane gegen Lücken der Bauchwand gepresst werden. Ist eine Bauchwandlücke ausreichend groß, so kann ein Organ in sie hineingedrückt werden. Aus einer Ausstülpung von Bauchfell kann ein Kanal entstehen, durch den einzelne Darmschlingen austreten. Begünstigende Ursachen für Brüche sind eine allgemeine Bindegewebsschwäche, bei der die Bauchwand einer Druckzunahme im Bauch weniger Widerstand entgegensetzen kann, die Verstopfung ist dafür am häufigsten verantwortlich, ebenso Probleme beim Wasserlassen wegen einer Prostatavergrößerung oder starkes Husten bei chronischen Lungenerkrankungen. Auch ein Wasserbauch nach fortgeschrittenen Leberkrankheiten oder ein großer Tumor im Bauchraum führen zu Druckerhöhung und damit zu Hernien. Eine zurückliegende Schwangerschaft und Übergewicht sind weitere Risikofaktoren.
Narbenbrüche entstehen nach offenen Operationen am Bauch, wenn die Naht der Bauchmuskulatur noch während der Heilungsphase durch starkes Pressen zu sehr belastet wird.
Häufigkeit:
Statistisch sind ca. 9 Prozent aller Brüche die Nabelhernie. Diese Erkrankung ist am häufigsten angeboren und trifft zu zwei Dritteln Frauen sie jenseits des 50. Lebensjahres.
Krankheitszeichen - Beschwerden:
Der unkomplizierte Bruch:
An der Bruchstelle treten zunächst ziehende Schmerzen auf, vor allem beim Husten oder beim Heben schwerer Lasten. Sie verschwinden in der Regel wieder, sobald der Patient ruht. Charakteristisch ist die Geschwulst an der Bruchstelle.
Mögliche Komplikationen:
Der komplizierte Bruch:
Hauptgefahr ist die Einklemmung des Darms in der Bruchpforte. Durch eine Reizung des Bauchfells (Peritoneum) können Übelkeit und Erbrechen sowie in manchen Fällen Schwindel mit Ohnmachtsneigung auftreten. Die Beschwerden sind unterschiedlich stark, zuerst tauchen sie beim Heben schwerer Lasten oder beim Pressen während des Stuhlgangs auf. Mit der Zeit entwickelt sich ein Dauerschmerz, Durchfall oder Verstopfung kommen hinzu. Gefährlich wird der Bruch, wenn der Darm in der Bruchpforte eingeklemmt wird. Die Stuhlpassage ist dann nicht mehr möglich, und durch Abschnüren der Blutgefäße kann der betroffene Darmteil absterben. Darmverschluss, Bauchfellentzündung und Kreislaufstörungen bis zum Schock können die ernsten, sogar lebensbedrohlichen Folgen sein. Die größte Gefahr einer Hernie liegt in der Einklemmung der Bauchorgane. Unter einem erhöhten Druck gelangen die Eingeweide sehr leicht in den weiten Bruchkanal. Lässt der Druck nach, wird der Kanal eingeengt können die ausgetretene Organe nur schlecht an ihre ursprüngliche Lage zurückkehren.
Typische Komplikationen sind:
1). Wird eine komplette Darmschlinge eingeklemmt, kann der Darminhalt nicht weitertransportiert werden. Es kommt zum Darmverschluss (Ileus).
2). Sollten die in den Bruchkanal austretende Eingeweide einklemmen, so kommt die Blutzirkulation im Gewebe zum Stillstand. Das nicht mehr mit Sauerstoff versorgte Gewebe stirbt ab und kann somit zum Patiententode führen.
3). Wird die Darmschlinge so eingeklemmt, dass die Sauerstoffversorgung ausfällt, kann es zum Absterben der Darmwand (Nekrose) mit anschließender Perforation kommen. Durch die Entleerung von Darminhalt in die Peritonealhöhle entsteht eine Peritonitis (Bauchfellentzündung).
HERNIE - Einteilung nach Genese:
Man teil die Hernien in zwei Gruppen: erworbene Hernie ( Hernis acquisita ) und angeborene Hernie ( Hernis congenita ).
HERNIE - Diagnostik:
Die Patienten merken in der Regel ein geschwulstartiges Gebilde der Bauchwand, das bei Husten und/oder beim Pressen größer wird. In Ruhe und/oder im Liegen verschwindet dieses Gebilde in der Regel. Einige Brüche wie Zwerchfellhernien lassen sich nur auf dem Röntgenbild oder bei einer Endoskopie feststellen.
Der Arzt stellt die Diagnose bei der körperlichen Untersuchung, indem er den Bruchsack und die Bruchpforte zunächst mit dem Finger zu tasten versucht. Er sucht nach den Bruchpforten und dem Bruchsack an den typischen Stellen, z. B. in der Leiste. Die Untersuchung wird im Stehen durchgeführt, wobei der Arzt seinen Patienten bittet, zu husten. Die Hernie stößt dabei wegen des hohen Bauchinnendrucks an die Hand des Arztes an. Um sicher zu sein, dass die Ausbuchtung auch wirklich Darm enthält und nicht etwa eine Fettgeschwulst ist, hört er mit dem Stethoskop auf Darmgeräusche im Bruch.
Ferner lässt sich bei einer Ultraschalluntersuchung der Inhalt und die genaue Lage des Bruchs erkennen. Wenn die Diagnose dabei nicht eindeutig gestellt werden kann, kommt die Röntgenuntersuchung mit Verabreichung eines Kontrastmittels in Frage.
Bei Verdacht auf einen inneren Bruch, der schwer zu diagnostizieren ist kann eine Bauchspiegelung Klärung bringen.
HERNIE - Allgemeine Information zur Behandlung:
Hernien heilen nicht von selbst, da sich die Bruchpforte nicht von alleine schließt, sondern sich eher kontinuierlich erweitert. Mit der zunehmenden Vergößerung der Burchpforte steigt die Wahrscheinlichkeit einer Einklemmung rapide an. Aus diesem Grund sollten Bruchpforten möglichst umgehend operativ geschlossen bzw. entsprechend gesichert werden (z.B. der Leistenkanal beim Mann). Die Therapie der Hernien ist in den allermeisten Fällen die Operation. Nur durch sie ist eine Heilung zu erreichen, von selbst verschließt sich ein Bruch nicht.
Einige der Hernien können sich zwar in den Bauch zurückverlagern (gleitende Hernien), beim nächsten Pressen oder Anheben schwerer Lasten rutschen sie aber erneut in die bestehende Bauchwandlücke. Dabei wird die Lücke von Mal zu Mal größer, und die Gefahr einer Einklemmung größerer Darmabschnitte steigt. Eingeklemmte und von der Blutversorgung abgeschnittene Hernien sind ein Notfall und müssen sofort operativ befreit werden.
Die Behandlung der Hernien achtet der Arzt auf die körperliche Verfassung des Patienten. Wenn die Operation strikt abgelehnt wird oder der Allgemeinzustand des Patienten sie nicht zulässt und keine Notfallindikation zur Operation vorliegt ist die Anlage eines Bruchbandes sinnvoll. Das Band verhindert durch ein Kissen an der Bruchstelle, dass erneut Darm austritt. 100-prozentige Sicherheit bietet das Bruchband aber nicht, außerdem bildet sich an der durch das Kissen gestützten Stelle die Bauchmuskulatur zurück, was nachfolgende Brüche an gleichem Ort begünstigt. Die alleinige Therapie mit dem Bruchband kommt daher nicht in Frage.
Neugeborene mit seit Geburt bestehenden Nabelhernien operiert man erst nach etwa einem Jahr, es sei denn der Bruch klemmt ein oder nimmt in der Größe stark zu.
HERNIE - Prinzipien der chirurgischen Behandlung:
Eingeklemmte Hernien müssen sofort operativ befreit werden. Der vorgefallene Darmteil wird in die Bauchhöhle zurückverlagert und die Lücke in der Bauchwand geschlossen. Zur Stabilisierung der Bauchwand können Netze eingenäht werden. Wenn der Darm schon stark eingeklemmt war, ist zu befürchten, dass diese Darmschlinge absterben könnte und zu schwehrwiegenden Komplikationen bis zum Patiententod führen können. Es gilt der alte Merksatz für Chirurgen: "Über einem eingeklemmten Bruch darf die Sonne weder auf- noch untergehen".
Die moderne chirurgische Behandlung der Brüche beinhaltet sowohl einen direkten operativen Eingriff, als auch die sogenante Schlüssellochoperationsmethode (Laparoskopie).
Operation nach Bassini
Diese Operationsart wurde von dem italienischen Chirurgen Bassini bereits 1884 erfunden und zählt daher zu den Routineeingriffen. Der Bruchsack wird beseitigt und die Bruchpforte verschlossen. Dazu werden die Bauchmuskeln zum Leistenband herabgezogen und festgenäht. Die vorher muskelfreie Hinterwand des Leistenkanals wird durch Muskeln verstärkt...
Die Bassini-Methode wird heutzutage zunehmend vom Operationsverfahren nach Shouldice und Lichtenstein abgelöst.
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